Hintergrund

Kompositionseffekte sowie selektive Migration limitieren die Aussagekraft vieler Studien zu kontextuellen Einflüssen auf die Gesundheit. Natürliche Experimente können diese Limitationen überwinden, sie sind jedoch selten und ihr Potential in der Public Health Forschung wird bisher nicht ausgeschöpft. Die Verteilung von Geflüchteten stellt ein natürliches Experiment dar, da die Zuweisung des Wohnorts anhand administrativer Kriterien einer quasi-zufälligen Verteilung entspricht. In Deutschland gibt es diese Verteilungsprogramme bereits seit den 1990er Jahren, ihr Potenzial wird jedoch kaum genutzt. Bestehende Literatur zeigt, dass der sozioökonomische sowie der subjektive Sozialstatus auf individueller Ebene wirken und zu Ungleichheiten innerhalb der Gruppe der Geflüchteten, abhängig vom zugewiesenen Wohnort, führen. Die Verteilung kann dazu führen, dass Ungleichheiten, z.B. in Bezug auf regionale Unterschiede der Ärztedichte, in der Regelbevölkerung reproduziert werden. Daher untersuchen wir, ob kleinräumige Umgebungsmerkmale in Deutschland entscheidende Determinanten der Gesundheit und Gesundheitsversorgung von Geflüchteten in ihrem Eingliederungsprozess sind.

Das Ziel von NEXUS ist die Analyse des Zusammenhangs zwischen gesundheitlicher Ungleichheit und Kontextfaktoren des Wohnorts, wie z.B. Unterkunft, Nachbarschaft, sowie regionaler Deprivation innerhalb der marginalisierten Gruppe der Geflüchteten. Weiteres Ziel ist die Analyse der Rolle des Gesundheitssystems bei der (Re-)Produktion oder Reduktion von Ungleichheiten in der Gesundheit und Versorgung bei Geflüchteten mit einem Fokus auf Systemresilienz und -responsiveness.